SPEZIAL THEMA
Ulrich Frommberger
Deutschland
Deutschsprachiger Track
Privatdozent Dr. med. Dipl.-Biol., Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Offenburg seit 1999, habilitiert an der Universität Freiburg i.B., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie, Dozent und Supervisor für Verhaltenstherapie.
Er führte Studien durch zur PTSD bei Arbeits- und Verkehrsunfallverletzten, Carcinompatienten und psychiatrischen Patienten, zur Frühintervention und psychischen Folgen von Einsatzpersonal nach einer technischen Katastrophe sowie psychotherapeutische und psychopharmakologische Behandlung bei chronischer PTSD. Er hat mehr als 120 Publikationen (peer-reviewed Journals, Buchbeiträge, andere Journals) zu PTSD, Angststörungen und anderen schweren psychischen Erkrankungen veröffentlicht.
Gegenwärtig arbeitet er a) an der Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur PTSD in den klinischen Alltag in Ambulanz, teil- und vollstationären Behandlungssettings sowie b) der Evaluation der Wirksamkeit der psychotherapeutischen und pharmakologischen Behandlungen bei PTSD mit hoher Komorbidität im klinischen Alltag und c) an Fragen zur Chronifizierung und Therapie von Traumafolgestörungen bei schweren psychischen Erkrankungen.
Er ist Mitglied der ISTSS und ESTSS seit 1994, Gründungsmitglied DeGPT 1998, war deren erster Präsident von 1998 – 2000 und langjähriges Mitglied im Vorstand der DeGPT. Er war Vorstandsmitglied der ESTSS, 2005 – 2007. Seit 2006 leitet er das Referat Psychotraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, DGPPN.
Psychopharmakotherapie von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD) und anderen Traumafolgestörungen
State-of-the-Art Vortrag
Termin: Freitag 03.06.2011, 11:15-12:30
Raum: Senatssaal
Eine traumaadaptierte Form von Psychotherapie (KVT, EMDR) gilt als das Mittel der Wahl bei der Behandlung von PTSD und anderen Traumafolgestörungen. Jedoch haben Psychopharmaka eine wichtige Funktion in der Unterstützung von Psychotherapie wie auch als eigenständige Therapieform zur Reduktion von Symptomatik auf neurobiologischer Grundlage.
In der Frühintervention nach einem Trauma sind verschiedene Medikamente untersucht worden, bislang kann jedoch kein Medikament für die Frühintervention sicher empfohlen werden. Bei chronischer PTSD sind SSRI (Paroxetin, Sertralin) zugelassen. Auch andere SSRI (Fluoxetin) oder SNRI (Venlafaxin) sowie NaSSA (Mirtazapin) haben in kontrollierten Studien PTSD-Symptomatik deutlich reduzieren können. Zumeist additiv zu SSRI zeigten sich in kontrollierten Studien neuere Antipsychotika (Risperidon, Olanzapin, Quetiapin) als hilfreich. Positive Einzelfallberichte liegen vor für Aripiprazol und Ziprasidon. Stimmungsstabilisierende Substanzen konnten bisher in ihrer Wirksamkeit nicht überzeugen. Benzodiazepine verändern zentrale Symptome der PTSD nicht.
Einzelne Studien haben sich der differentiellen Wirksamkeit von Psychotherapie vs. Psychopharmakotherapie wie auch der Kombination gewidmet. In der Erprobung befinden sich einige Substanzen auf deren Wirksamkeitsnachweis man gespannt sein kann.
Neben vielen hilfreichen pharmakologischen Möglichkeiten fehlen befriedigende Daten zu Frühintervention, Behandlung von Komorbidität und Therapieresistenz.
In dem Vortrag wird eine Übersicht zu den publizierten Daten dargestellt, klinische Erfahrungen eingebracht und ein Ausblick über mögliche künftige Entwicklungen gegeben.
Hans-Peter Kapfhammer
Österreich
Deutschsprachiger Track
Vorstand Univ. Klinik für Psychiatrie, LKH-Univ. Klinikum Graz
1982 – 1987: Wissenschaftlicher Assistent an der Psychiatrischen Klinik der LMU München ( Lehrstuhl: Prof. Dr. H. Hippius); 1985: Dr. med.; 1987 – 1988: Wissenschaftlicher Assistent an der Neurologischen Klinik der Technischen Universität München (Lehrstuhl: Prof. Dr. A. Struppler); 1989: Facharzt für Psychiatrie und Neurologie; 1989 – 2003: Berater am Konsiliardienst des Universitätsklinikum München-Großhadern; 1991: Zusatzqualifikationen in Psychotherapie und Psychoanalyse; 1993: Habilitation für das Fach Psychiatrie; 1994: Psychoanalytiker (DGPT an der Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie, München; 1994: Dr.phil. (Klinische Psychologie, Psychopathologie, Philiosophie); 1995: Leiter der Geschäftsstelle, Berater am Ambulatorium des Konsiliardienstes des Universitätsklinikum München-Großhadern; Facharzt für Psychotherapeutische Medizin; 2001: Professor der Psychiatrie; Habilitierung in Psychotherapie und Psychosomatik: seit 2003: Professur für Psychiatrie und Lehrstuhl an der Abteilung für Psychiatrie an der Medizinischen Universität Graz.
Wissenschaftliche Hauptinteressen: stressbezogene Störungen, Angststörungen, somatoforme Störungen; Persönlichkeitsstörungen, Schwangerschafts- und postpartum-bezogene Störungen, C-/L-Psychiatrie, Psychopharmakologie und Psychotherapie
Michael Bach
Österreich
Leiter der Abteilung für Psychiatrie, LKH Steyr (mit assoziiertem Department für Psychosomatik in Enns)
Doktor med. univ. (Universität Wien, 1986); Facharzt für Psychiatrie und Neurologie (ÖÄK, 1993);Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin (ÖÄK, 2008); Psychotherapeut (ÖGVT, 2000); Schmerzspezialist (ÖÄK Diplom für Spezielle Schmerztherapie, 2006); Univ. Doz. für Psychiatrie (Universität Wien, 1995); Ao. Univ. Prof. für Psychiatrie (Universität Wien, 1996); Forschungsaufenthalt in der Medizinisch-Psychosomatischen Klinik Bad Bramstedt, Deutschland (1993-1994); Leiter der verhaltensmedizin. Schmerzambulanz mit Konsiliar-Liaison-Dienst und der Station für Verhaltensmedizin, Univ. Klinik für Psychiatrie Wien (1995-2003); Ärztlich-therapeutischer Leiter der Tagesklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Bad Sauerbrunn (2001-2002, Forschungsprojekt); Leiter der Psychiatrischen Abteilung Region 4, Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg Linz (2003-2005); Stv. Vorstandsvorsitzender der pro mente Oberösterreich (seit 2006); Past president der Österreichischen Schmerzgesellschaft;
Themenschwerpunkte: Psychosomatische Grundlagenforschung, Psychotherapie-Effektivitätsforschung, Chronischer Schmerz, Somatoforme Störungen, Angststörungen
Marius Nickel
Österreich
Prim. Univ.-Prof. Dr. med.; Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie Bad Aussee an der Medizinischen Universität Graz
Psychiater und Psychoanalytiker; Habilitation im Fachbereich Psychiatrie an der 1. Universitätsklinik, PMU, Salzburg und Habilitation im Fachbereich Psychosomatische Medizin an der II. Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Psychosomatik, Universität Regensburg, Deutschland; etliche Zusatz- und Weiterbildungen wie Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, systemisch-integrative Paar- und Familientherapie und ist u.a. Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Psychotherapie, Balint-Gruppenleiter, Lehrtherapeut, Supervisor etc; Mitglied an zahlreichen Fachgesellschaften: z.B. Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT), der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP), der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapeutische Medizin (DGPM), der Deutschen Fachgesellschaft für Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (DFT), der Österreichischen Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie sowie der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Ärzte in der Steiermark. Seit 2007: Vize-Präsident der Österreichischen Balint-Gesellschaft (ÖBG). Mit Wirksamkeit vom 1.10.2006 wurde er vom Rektor zum Professor für Psychosomatik und Psychotherapie an die Medizinische Universität Graz, Österreich berufen.
Pharmakotherapie akuter posttraumatischer Belastungsstörung
Termin: Samstag 04.06.2011, 16:15-17:30
Raum: Senatssaal
Nach einer traumatischen Erfahrung ist die Entwicklung einer ernsten posttraumatischen Belastung weder linear noch zwingend. Sowohl die akute Belastungsreaktion (ABR), als auch die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) sind atypische posttraumatische Reaktionen, bei denen der natürliche Verlauf einer spontanen Erholung versagt, welcher beim Großteil traumatisierter Personen beobachtbar ist. Die Behandlung von ABR und PTBS basiert auf verschiedenen psychotherapeutischen und pharmakologischen Ansätzen. Die Theorie jeder Pharmakotherapie beruht sowohl auf den mannigfaltigen neurobiologischen Veränderungen, die inzwischen für ABR und PTBS gefunden wurden, als auch auf dem hohen Risiko von Komorbiditäten, wie bei jedem chronischen Krankheitsverlauf bekannt. Aus einer pragmatischen Behandlungssicht kann die pharmakologische Intervention in drei Phasen unterteilt werden: frühe posttraumatische Krise, Übergansphase mit quälenden anhaltenden posttraumatischen Symptomen, z.B. bei ABR, und schließlich eine diagnostisch bestehende PTBS.
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