Logo

HAUPTVORTRAGENDE - INVITED PLENARY SPEAKERS

Die offizielle Konferenzsprache ist Englisch. Für deutschsprachige TeilnehmerInnen gibt es eine Übersetzung der Hauptvorträge (Keynotes) und spezielle deutschsprachige Angebote.

 

 

Manfred Nowak
Austria
Univ. Prof. Dr. Manfred Nowak; Leiter der Forschungsplattform “Human Rights in the European Context”, Universität Wien; Direktor des Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte; ehemaliger UN Sonderberichterstatter über Folter.

Manfred Nowak wurde 1950 in Bad Aussee (Österreich) geboren, promovierte 1973 (Dr. Iur.) an der Universität Wien, 1974 LL.M an der Columbia University (New York), seit 1992 Leiter des Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte (Wien), 1993-2001 Mitglied der UN Working Group on Enforced or Involuntary Disappearances, 1996 – 2003 Richter der Menschenrechtskammer für Bosnien und Herzegowina in Sarajevo, 2000 – 2007  Vorsitzender des „European Master’s Programme in Human Rights and Democratisation“ (E.MA, Venedig),  2002 – 2003 Olof Palme Gastprofessor am Raoul Wallenberg Institute of Human Rights and Humanitarian Law (RWI, Lund/Schweden), 2002 – 2006 Mitglied des EU Netzwerkes unabhängiger Grundrechtsexperten, seit 2004 UNO Sonderberichterstatter über Folter, 2007 – 2008 Professor für internationalen Menschenrechtschutz  an der Universität Wien; 2008 Mitglied und Berichterstatter eines Ausschusses von Persönlichkeiten, ausgewählt vom Außenminister der Schweiz für die Entwurf einer Agenda für Menschenrechte;  2008 – 2009 Schweizer Vorsitzender für Menschenrechte, Hochschulinstitut, Genf; seit 2008 Leiter der interdisziplinären Forschungsplattform „Human Rights in the European Context“ (Universität Wien); Mitglied der österreichischen Überwachungsstelle der UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities; seit 2009 Leiter der interdisziplinären PhD Research School „Empowerment through Human Rights“ (Universität Wien); Mitglied des Coordinating Committee of  UN Special Procedures; Vorsitzender von COST Action „The Role of the EU in the Human Rights Reform“; Autor von mehr als 400 Publikationen im Bereich von Verfassungs-, Verwaltungs- und Völkerrecht mit Schwerpunkt auf Grundrechte und Menschenrechte.

Keynote:
„Fact-Finding und Dokumentation von Folter: die Erfahrungen des UN Sonderberichterstatter über Folter“

Termin: Donnerstag 02.06.2011, 17:00-17:45 (Eröffnung der Konferenz)
Raum: Auditorium Maximum (Audimax)

Psychologische Expertise spielt heute eine entscheidende Rolle in professioneller Menschenrechtsarbeit. Ihr Beitrag bezieht sich nicht mehr nur auf Aspekte der Rehabilitation von Opfern von Menschenrechtsverletzungen, sondern ist auch von eminenter Bedeutung im Bereich des Fact-findings sowie in der Prävention.
Basierend auf den beruflichen Erfahrungen als UN Sonderberichterstatter über Folter und ehemaliges Mitglied der UN Arbeitsgruppe über erzwungenes Verschwinden wird Prof. Manfred Nowak die Notwendigkeit eines „Main-Streaming“ von psychologischem Know-How betonen und Schlüsselbereiche skizzieren, wie das Interviewen von Opfern von Folter, Familienmitgliedern der Verschwundenen oder den Bedarf psychologischer Supervision für Menschenrechtsfachkräfte, damit sie mit dem Leid umgehen lernen, dem sie begegnen. Während der Schwerpunkt auf die überwältigend hilfreiche Rolle psychologischer Expertise  gelegt wird, soll auch auf ihren Missbrauch eingegangen werden, wie beispielsweise offenkundig wurde bei den Befragungen der Gefangenen von Guantanamo.

 

 

Masaharu Maeda
Japan
Präsident der japanischen Gesellschaft für Trauma Studien (Kurume University, School of Medicine, Department of Psychiatry)

Keynote:
“Nachricht aus Japan: Wie überwinden wir das Elend und die Schwierigkeiten nach der Katastrophe?”

Termin: Donnerstag 02.06.2011, 17:45-18:15 (Eröffnung der Konferenz)
Raum: Auditorium Maximum (Audimax)

 

 

Joop de Jong
Netherlands
Joop de Jong, MD, Ph.D., ist Professor für kulturelle und internationale Psychiatrie an der VU Universität in Amsterdam und außerordentlicher Professor für Psychiatrie an der Boston University School of Medicine.

Joop de Jong arbeitete in (ehemaligen) Kriegsgebieten in Afrika, zunächst als Tropenmediziner, später als Psychiater und Psychotherapeut. Nach seiner Rückkehr absolvierte er seinen PhD in Anthropologie und Epidemiologie. Er war der Gründer und Leiter der Transcultural Psychosocial Organization, einer NGO, die psychosoziale Programme und Programme für psychische Gesundheit in über 20 Ländern in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika entwickelte. Sein derzeitiger Interessensschwerpunkt liegt in der Prävention der Auswirkungen bewaffneter Konflikte und in der Übergangsjustiz. Die letzten 25 Jahre arbeitete er nebenberuflich mit ImmigrantInnen und Flüchtlingen in Amsterdam. Er ist (Mit)Verfasser von 235 Buchkapiteln und Fachartikeln in den Bereichen transkultureller Psychiatrie und Psychotherapie, Epidemiologie, psychosozialer Versorgung und medizinischer Anthropologie.

Keynote:
„Public mental health: Stand der Wissenschaft im Umgang mit massiver Belastung“

Termin: Freitag 03.06.2011, 13:30-14:15
Raum: Auditorium Maximum (Audimax)

Trotz großer Hoffnungen auf neue Entwicklungen in Psychotherapie und Psychopharmakologie sollte den Kontextvariablen beim Umgang mit massiven traumatischen Belastungen weltweit mehr Beachtung geschenkt werden.
Niedriglohnländer sind disproportional stärker und häufiger von Katastrophen und bewaffneten Konflikten betroffen. Dadurch entstehen vermehrt interne und externe Migrationsströme, Armut und eine große Bürde an psychosozialen Problemen, Problemen der psychischen Gesundheit und Menschenrechtsverletzungen. In den Nachwirkungen massiver Notsituationen entsteht eine große Behandlungslücke. Es besteht der Bedarf kontextuell relevante und kulturell angemessene präventive und kurative Interventionen zu entwickeln – dies sind die Hauptthemen des Vortrags.

 

 

Nora Sveaass
Norway
Fakultät für Psychologie, Universität Oslo. Mitglied des UN Komitees gegen Folter.

Klinische Psychologin, Dr.psychol. Seit 2008 außerordentliche Professorin an der Fakultät für Psychologie, Universität Oslo. Viele Jahre Arbeit mit Flüchtlingen, besonders mit traumatisierten Flüchtlingen (klinische Arbeit, Training, Forschung) am Psychosocial Center for Refugees an der Universität Oslo und am Norwegian Center for Traumatic Stress and Violence Studies (section of Refugee Health and Forced Migration).  2005 gewähltes Mitglied des UN Committee against Torture, 2009 wiedergewählt. Vorstand des Menschenrechtskomitees der norwegischen psychologischen Gesellschaft seit der Gründung  im Jahr 1998. Berufliche Hauptinteressen: politische Psychologie, Flüchtlinge, Menschenrechtsverletzungen – Konsequenzen und Behandlung.
Forschungsprojekte in Nikaragua über psychosoziale Arbeit in Post-Konfliktgesellschaften. In Norwegen klinische Arbeit mit Flüchtlingen, besonders mit Flüchtlingsfamilien.
Derzeit  Arbeit an einer Studie über „die Identifizierung vulnerabler Asylwerber in Norwegen und der EU – eine vergleichende Studie“ und verantwortlich für ein Forschungsprojekt über die Wiedergutmachung und Entschädigung bei Menschenrechtsverletzungen: „Beschäftigung mit der Vergangenheit. Erfahrungen von Opfern mit einer Übergangsjustiz in Argentinien und Peru“.
Verantwortlich für „Health and Human Right Info“ (HHRI), eine internetbasierte Ressource. Veröffentliche etliche Bücher und Artikel über Psychologie, Menschenrechte, Folter und politische Psychologie.

Keynote:
„Grobe Menschenrechtsverletzungen und Entschädigung: Rehabilitation als eine Form der Entschädigung im Völkerrecht – Herausforderungen und Zugänge

Termin: Samstag 04.06.2011, 8:30-9:15
Raum: Auditorium Maximum (Audimax)

Die Verschärfung des internationalen Strafrechtsystems und ein wachsendes Augenmerk auf das Recht auf Entschädigung und Wiedergutmachung für Opfer von Menschenrechtsverletzungen, sind auch für Gesundheitsexperten wichtige Aufgaben, besonders für jene, die in der Traumaforschung und -behandlung. Wie in den Basic Principles and Guidelines on the Right to a Remedy and Reparation for Victims of Gross Violations of International Human Rights Law and Serious Violations of International Humanitarian Law anerkannt, sind Mittel zur Erreichung vollständiger Entschädigung unter anderen: Rückerstattung, Entschädigung, Wiedergutmachung, Satisfaktion und Garantien, dass sich das erlebte nicht wiederholt (.A. Res. 60/147, U.N. Doc. A/RES/60/147, 16. Dez. 2005).Die Konvention gegen Folter definiert Staatsverpflichtungen unter Artikel 14, welche sicherstellen sollen, “dass Folteropfer Entschädigung erhalten und einklagbare Rechte auf eine gerechte und adäquate Kompensation haben, welche Möglichkeiten für die bestmögliche Rehabilitation bietet“ (UNCAT, 1984). In diesem Beitrag werden diese Verbindlichkeiten unter der Perspektive psychologischer Traumata und deren Behandlung diskutiert und es wird auf einige der aufkommenden Fragen Bezug genommen: Was können GesundheitsexpertInnen tun um sicher zu gehen, dass das Recht auf Rehabilitation nach groben Menschenrechtsverletzungen tatsächlich und auf bestmögliche Art umgesetzt wird? Was bedeutet Rehabilitation im Zusammenhang mit sozialen und politischen Trauma und was bedeutet dies im Zusammenhang mit Entschädigung nach solchen Trauma? Und – muss Rehabilitation in der Form von Entschädigung auf die Eröffnung von Gerichtsverfahren angewiesen sein? Wird das Recht auf Rehabilitation als Teil der Entschädigung sich über Landesgrenzen erstrecken, wenn der Überlebende im Exil lebt? Letztendlich muss auch eine Balance gefunden werden zwischen dem Recht auf Gesundheit als ein bestehendes Menschenrecht und dem Recht auf Rehabilitation in Form der Entschädigung.

In internationalen gesetzlichen Überlegungen über das Recht auf Entschädigung, welche das Recht auf Entschädigung beinhalten, werden die hier angesprochenen Themen nicht adäquat behandelt. Deshalb nutze ich die Gelegenheit um über Möglichkeiten zu reflektieren, wie Forscher und Kliniker aus dem Traumafeld aktiv in dieser Diskussion teilnehmen und mitwirken können, in einer Welt, in der Verantwortlichkeit und Entschädigung nach Gräueltaten als wichtige Schritte im Kampf um globalen Respekt für Menschenrechte verstanden werden.

 

 

ACHTUNG: Harald Jürgen Freyberger ist leider erkrankt und kann daher nicht seinen Vortrag halten. PETER LIEBERMANN hat sich freundlicherweise kurzfristig bereit erklärt, für ihn einzuspringen und eine Keynote zum Thema „Rückkehr aus dem Exil - Remigration nach 1945“ zu halten.

Harald Jürgen Freyberger
Germany // DeGPT - Joint programming
Prof. Dr. med. Harald J. Freyberger, Fakultät für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Greifswald (Deutschland)

1957 in Hamburg geboren, medizinische Fakultäten in Hamburg und Zürich, 1985-1996 Fakultät für Psychiatrie und Psychotherapie, medizinische Universität Lübeck, 1996-1997 leitender Oberarzt und klinischer Vizedirektor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, seit 12/1997 Professor für Psychiatrie, psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald. Herausgeber der Zeitschrift: „Trauma & Gewalt – Forschung und Praxisfelder“.

Keynote:
"Sechzig Jahre danach: Posttraumatische Belastungsstörungen, salutogene Faktoren und gutachterliche Einschätzungen bei Holocaust-Überlebenden im Langzeitverlauf"

Termin: Freitag 03.06.2011, 8:30-9:15
Raum: Auditorium Maximum (Audimax)

Auf der Basis der Befunde von 600, durch ausländische ärztliche Untersucher erstellte Entschädigungsgutachten, werden die bei den Überlebenden fassbaren einzelnen Anteile der Posttraumatischen Belastungsstörung aufgelistet und verschiedenartige salutogene Faktoren identifiziert. Die häufigsten Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörungen, die bei über der Hälfte der Überlebenden nicht progredient verliefen, waren Intrusionen und Hyperarousal sowie depressive und Angststörungen. Die salutogenen Faktoren betrafen den Staat Israel, differenzierte Kommunikationen innerhalb der ehelichen Beziehungen von Überlebenden, die Geburt von Kindern und spezielle Holocaust-Thematisierungen.

 

 

Peter Bumke
Germany // EMDR Europe - Joint day
Ethnologe, Mitglied von TRAUMA AID-HAP Deutschland

Peter J. Bumke ist Ethnologe und Südostasien-Wissenschaftler (Dr. phil Heidelberg 1970). Nach mehrjährigen Feldforschungen in Thailand und der Türkei, Mitarbeit bei einem Entwicklungsprojekt in Jamaika. Bis zu seinem Ruhestand war er 25 Jahre als Institutsleiter für das Goethe-Institut in Indien, Indonesien und Vietnam tätig.
In letzter Zeit konzentrierte er sich verstärkt darauf, am Aufbau eines Traumatherapie-Netzwerks in Südostasien mitzuwirken. Dabei lag sein Forschungsschwerpunkt in der Wirksamkeitsüberprüfung von EMDR nach dem Tsunami in Aceh/Indonesien. Derzeit wirkt er an einem vom BMZ geförderten Programm mit, das den "training-cum therapy approach in psychotherapy" des Aceh Projekts auf andere Länder Südostasiens ausweiten wird.

Keynote:
„Traumazentrierte Psychotherapie und EMDR in einer massiven menschlichen Katastrophe: Evaluation der Aceh Erfahrung.“

Termin: Sonntag 05.06.2011, 8:30-9:15
Raum: Auditorium Maximum (Audimax)

In einem von TraumaAid-HAP Deutschland zwischen 2007 und 2009 durchgeführten Projekt, welches tdh und die deutsche ODA unterstützte, wurden bei mehr als 3200 Erwachsenen und Kindern psychische Störungen, die mit den traumatischen Erfahrungen nach dem Tsunami von 2004 und dem Bürgerkrieg in Aceh/Indonesien zusammenhingen, behandelt.
Um die therapeutischen Prozesse und den Trainingsprozess in Psychotraumatologie zu leiten und um die Langzeitwirkung zu überprüfen gab es eine begleitende Überwachungs- und Forschungskomponente, die detaillierte diagnostische Daten vor und nach der Therapie sammelte. Die Ergebnisse wurden zu verschiedenen Trauma-Ereignissen, zu sozioökonomischen Gegebenheiten und zu anderen nicht-psychologischen Faktoren in Bezug gesetzt, welche einen Einfluss auf die Ergebnisse der Therapien hatten. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Vielfalt kultureller Implikationen geschenkt, die die Anwendung von Therapien wie EMDR in einen nicht-westlichen und tief religiösen und traditionellen Kontext mit sich bringen.

 

 

University of Vienna | Dr.-Karl-Lueger-Ring 1 | 1010 Vienna